Malprozess
Den gesamten Malprozess einer altmeisterlichen Gemäldekopie habe ich Schritt für Schritt einmal dokumentiert. Als Beispiel dient ein Gemälde der französischen Renaissance aus der Schule von Fontainebleau, Gabrielle d'Estrées und ihre Schwester, die Duchesse de Villars, aus dem Jahr 1594.

Die Imprimitur ist die erste Farbschicht, bestimmt das Grundkolorit und stellt je nach Auftrag die gewünschte Saugfähigkeit der Grundierung ein.

Jetzt wird das originale Gemälde farblich immer weiter auf nur noch drei Farben reduziert und in Fragmente unterteilt, die auf die Leinwand übertragen werden. Dadurch werden bereits sämtliche Bildbereiche perspektivisch korrekt und proportional exakt voneinander abgegrenzt. Dank der flächigen Reduktion der Farben kann das Gemälde somit ohne Unterzeichnung direkt in Öl untermalt werden.

Durch das Hinzufügen einer weiteren Farbe können nun lichte und schattige Bereiche schon recht deutlich voneinander abgegrenzt werden.

Da es sich um ein Ölgemälde handelt, werden die Inkarnate bereits in Fleischfarbe leicht transparent untermalt.

Nach den Inkarnaten wird nun das Kolorit des Hintergrundes bestimmt, wofür abermals nur vier Farbwerte genügen.

Als nächstes wird die Farbe der Vorhänge sowie das Kleid der Zofe im Bildhintergrund vorgegeben.

Ausgehend von der Grundfarbe werden jeweils zwei dunklere und zwei hellere Töne angegeben. Diese fünf Farbnuancen genügen, um einen realistischen Faltenwurf nachzubilden.

Hintergrund und Inkarnate werden nun detaillierter durch einen weiteren Farbauftrag herausgearbeitet. Das erlaubt es, nur noch lasierend zu arbeiten.

Sobald alle Farbschichten »fühlbar« getrocknet sind, werden alle Bereiche farblich weiter herausgearbeitet. Der Pigmentanteil ist nun abermals deutlich geringer als bei den vorangegangenen Farbschichten, wobei die Abmagerung der Farbe in erster Linie durch ein farbneutrales Harz (hier: Dammar) erfolgt.

Vier bis sechs Tage muss das Bild jetzt trocknen, bevor der vorherige Arbeitsschritt wiederholt werden kann. Lediglich lasierend werden dann die formalen Details sowie das Kolorit insbesondere der Vorhänge noch feiner herausgearbeitet. Jetzt jedoch von den dunklen Bereichen ausgehend. Der Kontrast wird dadurch ausgeprägter und die lichten Bereiche können einfacher herausgearbeitet werden.

Eine weitere Farbschicht für die Plastizität.

Ein paar Details gefallen mir nicht, wie z.B. der zu dunkle Oberarm der linken Dame.

Noch ein paar Stunden Feinarbeit. Jetzt sind wir fertig. Und die Arbeitszeit ? Rund 3 Wochen.
Falls es interessiert: Wie ein Leppeck-Gemälde entsteht